Adjutant vom Dienst: Manteuffel, EDWIN Karl Rochus
Freiherr von Sei
Majestät nahmen nach 9 Uhr die Bittschriften entgegen. Von ¼ 11 bis ¾ 12
hatte der Major v
Schöler Vortrag
bei Sr. Majestät; um 2 Uhr sprachen Sr. Majestät |
den ehemaligen Präsidenten der Nationalversammlung Oberbürgermeister
Grabow; von ¾ 3 bis 3 Uhr gingen
Sr. Majestät spatzieren. Inzwischen waren die Meldungen eingegangen, daß
die
Nationalversammlung auf die
Anzeige des
Grf Brandenburg
beauftragt sei, ein
Ministerium zu
bilden, beschlossen habe, sich nicht zu vertagen, sondern um 1 Uhr
zusam̅enzukom̅en, um über die Lage der Versam̅lung dem Ministerium
gegenüber zu berathen u daß sie dieses aufgefordert in dieser Sitzung zu
erscheinen; ebenso daß es wahrscheinlich sei, daß dieselbe eine
Deputation an Sr. Majestät schicken würde. Um 3 Uhr Tafel. G
ralier von
Wrangel u von
Below,
G
rl Lt v
Prittwitz , Herr v
Olfers pp Um 5 Uhr sprachen Sr. Majestät den Geh. Rath u
Deputirten
Knoblauch. Nach ¾ 7 Uhr
kam G
rl Graf Brandenburg u ging sogl. zu Sr.
Majestät. Gleich darauf erschien in der Gallerie der Präsident der
Nationalversammlung Herr von
Unruh
mit einer Deputation derselben von ich glaube 25 Mitgliedern. Darunter
erkannt habe ich die Abgeordneten
Kühlwetter
Giereke,
Mätzke,
Baumstark,
Reichensperger,
Duncker,
Rodbertus, von
Bergh,
Jakobi,
Waldeck,
Jonas aus Berlin,
Kindel,
Müller,
d‘Ester pp. Präsident von Unruh
gab mir die Abschrift einer Adresse an Seine Majestät mit dem Ersuchen,
dieselbe Allerhöchstdemselben zur Durchsicht zu überreichen u die
Deputation der Nationalversammlung zu melden. Auf meine Frage, |
ob das Ministerium die Deputation bei Seiner
Majestät angezeigt u die Einführung derselben beantragt habe, sagte Herr
von Unruh, darüber wisse er nichts, aber ich mögte die Deputation nur
gleich melden, denn die Verhältnisse wären so dringend, daß keine Zeit
zu verlieren sei. Ich erwiederte hierauf, daß ich, seitdem Seine
Majestät verantwortliche Minister hätten, den bestim̅ten Befehl hätte,
nur durch diese eingeführte Deputationen zu melden, u daß ich, da
letzteres nicht der Fall, die Herren nicht melden könnte. Ich gab
hierbei die Abschrift der Adresse zurück. Herr von Unruh fragte mich
darauf, ob die Minister, die doch von der Deputation unterrichtet sein,
mich nicht benachrichtigt hätten u auf meine verneinende Antwort bat er
mich, die Sache doch reiflich zu überlegen, denn die Nationalversammlung
habe fast einstimmig beschlossen, die Deputation mit der Adresse zu
schicken, der Beschluß sei in Gegenwart der Minister, die auf Verlangen
der Kammer in derselben erschienen seien, gefaßt worden, die Minister
hätten gewußt, daß die Deputation einen Extrazug nähme, es würde daher
ganz unverantwortlich von dem Ministerium sein, mich nicht
benachrichtigt zu haben und er könne daher nicht annehmen daß dies nicht
geschehen sei, ich mögte daher wohl bedenken, welche Folgen es haben
müßte, wenn die Deputation mit dem Bescheid zurückkäme, bei Seiner
Majestät nicht vorgelassen worden zu sein und welche ungeheuere
Verantwortlichkeit ich durch Unterlassung der Meldung auf mich nähme.
Ich erwiderte, daß ich den Herrn Präsidenten bäte keine Annahmen zu
machen, die mit dem was ich gesprochen |
im
Widerspruch stünden; ich hätte keine Benachrichtigung vom Ministerium;
was dessen Handeln hierbei beträfe gehöre nicht in meinen Bereich, was
meine eigene Verantwortlichkeit bei der Sache anbelange, so befände ich
mich in der unendlich glücklichen Lage nur zu gehorchen und die Folgen
die daraus entstünden dabei nicht in Anschlag bringen zu brauchen; ich
könne daher bei dem besten Willen nicht anders handeln. Der Abgeordnete
Jakobi sagte mir hierauf, daß es sich nicht von Wollen sondern von
meiner Pflichterfüllung handele u diese habe ich zu befolgen, worauf ich
erwiederte: Herr der Jacobi ich muß sie sehr ernstlich ersuchen, kein
Urtheil über meine Pflichterfüllung auszusprechen, das ist meine, nicht
Ihre Sache. – Der Abgeordnete Robertus schlug darauf dem Präsident Unruh
vor, sich vorläufig allein melden zu lassen, worauf mich Herr von Unruh
bat dies zu thun, u hinzufügte, ich könne keine Instruction haben, die
mir verböte den Präsidenten der Nationalversam̅lung Seiner Majestät zu
melden, wenn derselbe um eine Audienz bäte. B. Nach
eingezogner Erkundigung bei Minister
Bonin ist der Präs. der Nationalversam̅lg – sobald
er officiell als solcher auftritt, nur zu melden, wenn das
Ministerium ihn einführt. FvMntffl. Ich erwiederte, daß unter
gewöhnlichen Verhältnissen ich das sehr gern thun würde, daß aber nach
den Vorgängen es ganz auf dasselbe herauskäme ob ich ihn oder die ganze
Deputation |
meldete u daß ich mich daher auch
hierauf nicht einlassen könne. Die Herren beschlossen darauf säm̅tlich
fort zu gehen, so daß nur Herr von Unruh in seiner Qualität als
Präsident, nicht als von der Nationalversam̅lung mit einer Mission
beauftragter zurückbliebe, u beauftragten zugleich ein Mitglied auf die
Eisenbahn zu gehen, u nach Berlin zu telegraphiren, daß die Minister
augenblicklich herüberkom̅en solln. Indem die Herren hierüber noch
sprachen u ich vorläufig zuhörte, ließen Sr. Majestät mich rufen u
befahlen, da Allerhöchstdieselben den Antrag der Minister soeben
erhalten hätten, die Deputation zu empfangen u die Adresse
entgegenzunehmen, daß ich die Herren in den Salon (die Rotunde) führte.
Ich benachrichtigte dieselben hiervon u als sie im Halbkreis aufgestellt
waren, meldete ich sie Sr. Maj. Allerhöchstdieselben traten im
Waffenrock des 1
t G. Regts mit Epaulettes
heraus, hörten die Vorlesung der Adresse durch den Präsidenten von Unruh
an, nahmen die Adresse entgegen u entließen die Herrn mit einer
Verbeugung u wie ich glaube mit den Worten: Ich danke Ihnen: In dem
Augenblicke trat der Abgeordnete Jacobi hervor u fragte im lauten Tone,
ob Sr. Majestät nicht mit ihnen über die Verhältnisse sprechen wollte,
worauf Sr. Majestät: nein: antworteten u Sich zurückzogen. Ehe Seine
Majestät noch die Thüre passirt hatten, rief der pp. Jacobi laut noch:
das ist das Unglück der Könige u stürzt sie in das Verderben, daß sie
die Wahrheit nicht hören wollen. Seine Majestät befahlen mir hierauf zu
sagen, daß Allerhöchstdieselben für solche Ausdrücke keine |
Antwort hätten. Ich erledigte mich des Befehls gegen den
Präsidenten von Unruh, der laut vor der ganzen Versam̅lung dem pp.
Jacobi diesen Allerhöchsten Bescheid verkündigte, worauf er mir
versicherte, daß der pp. Jacobi nur für sich gesprochen u daß die
Deputation keineswegs mit diesen Äußerungen einverstanden wären; ebenso
kamen fast säm̅tliche Mitglieder an mich heran u baten mich, Sr. Maj.
ihr Bedauern u ihre größte Mißbilligung über das Benehmen des Herrn
Jakobi auszusprechen. Auch Rodbertus u Herr v Berg thaten dies, als aber
ein Herr sagte: wir Alle sind entrüstet über die Worte: sagte eine
Stim̅e, die ich aber nicht erkannte: nicht wir Alle: Herr v Unruh bat
mich darauf noch Sr Maj. mit diesen Erklärungen zu sagen, daß die ganze
Kam̅er fast einstim̅ig die Adresse angenom̅en, daß die Ruhe Berlins u
des Landes von einer schnellen gnädigen Antwort abhinge, daß sie bäten
in der Gallerie ¼, ½, 1 Stunde warten zu dürfen, um den Beschluß Sr.
Maj. zu vernehmen, daß sie, da ich sagte, Sr. Maj. hätten sie entlassen
u ich könne ihnen daher kein Zim̅er zur Disposition stellen, mir sagten,
sie |
würden bis 10 Uhr im Einsiedler bleiben,
denn so könnten sie nicht nach Berlin gehen, daß sie mich wenigstens
bäten, Sr. Maj. den König zu fragen, ob in der Annahme der Adresse die
Zusicherung läge, daß Sr. Maj. nach Berathung mit seinen Ministern auf
dieselbe antworten würden. In diesem Augenblicke wurde ich zu Sr. Maj.
gerufen, berichtete das Vorgegengene u Gf Brandenburg sagte, es
verstünde sich, daß Sr. Majestät nach Berathung mit seinen Ministern
eine Antwort ertheilen würden u da Sr. Maj. dies bestätigten u mir
befahlen, dies dem Präsidenten Unruh auf sein Frage zu erläutern, so
sagte ich demselben dies in dem Augenblick, als er sich mit den Herren
eben entfernen wollte. Der Präsident dankte mir sehr für meine
Gefälligkeit, aber Herr Rodbertus forderte mich auf, nun den König zu
ersuchen, durch den Telegraphen die Minister kom̅en zu lassen u ihnen
dann in 1 Stunde die Antwort zu ertheilen. Ich sagte, daß ich das nicht
vortragen könnte u wollte mich entfernen, worauf aber Herr Rodbertus
erklärte, dann würde er in der Kammer anzeigen, daß Sr. Maj. die
Deputation der Nationalversam̅lung durch den Adjutanten habe in der
Vorhalle bescheiden lassen. Ich rief sogleich den Präsidenten von Unruh
u die umstehenden Herren herbei, sagte ihnen, daß Herr Rodbertus dies
erklärt, daß dies aber nicht richtig und daß ich sie ersuchte
festzuhalten, daß Sr. Maj. der König die Deputation im Salon empfangen,
die Adresse entgegengenom̅en |
sie entlassen
habe, u daß ich darauf von dem Präsidenten von Unruh gebeten worden sei,
ihm womöglich eine Erläuterung dahin auszuwirken, ob Sr. Majestät nach
Berathung mit seinem Ministerium noch eine Antwort ertheilen würde, daß
ich demselben diese Erläuterung nach Anfrage bei Sr. Maj. gegeben, u daß
dies daher nicht eine Bescheidung der Deputation im Hausflur durch den
Adjutanten zu nennen sei. Darauf entfernten sich die Herren gegen ¾ 8
Uhr.
Um 8 Uhr Thee. Ihre K. Hoheit
Pz v
Preußen,
Prz u Pzß Karl v Preußen,
General u
Präsident von Gerlach waren gegenwärtig.
Um 9 Uhr ließen sich die früheren Minister Kühlwetter u Giereke
melden; Sr. Majestät waren aber bei Thee u ich führte sie zu dem G
rl Gf Brandenburg. dieser bat Sr. Maj. sie zu
empfangen, der Geh. Rath
Massow bat
ein gleiches für den für den Gehrath Mätzke, u Sr. Maj. empfingen diese
3 Herren noch von ½ 11 bis 11 Uhr. Inzwischen hatten Ihre Majestät die
Königinn sich zurückgezogen, u ¼
12 Uhr entfernten sich auch I.K. Hoheiten die Prinzen. Wachthabender
Officier der Lt von
Reinhard
vom 1
t G. Rgt. zu Fuß.