Adjutant vom Dienst: Schoeler, Ludwig Johann Wilhelm
AUGUST von General v
Ditfurth erschien schon um
½ 8 Uhr mit der Meldung daß die beiden hier anwesenden Bataillone des
1
ten Garde-Regiments, welche heute wieder
abmarschiren sollten, Gegen-Befehl erhalten müßen, indem sehr ernste
Auftritte erwartet werden. Das 2
t Bataillon
1
t Garde und das 1
te Bataillon des Kaiser-Franz-Grenadier-Regiments stehn
bereits im Schloß. Ein Schwadron Ulanen soll anrücken. Der König, noch
bei der Toilette, konnte den General nicht Selbst sprechen und befahl
sein baldiges Wiederkommen in Gesellschaft des
Gouverneurs und
Polizei-Präsidenten. Auch Minister
vBodelschwingh wurde nach dem
Schlosse gerufen. Dieser und dann auch Minister
vThile bei Sr. Majestät im runden Salon, gegen 10 Uhr.
Die andern befohlenen Herrn, Ob. Präsident
Eichmann, Minister
Uhden, Generale v.
Rauch und v.
Below,
u.s.w. in der Halle. Minister Graf
Alvensleben, Graf
Stolberg, v.
Rohr.
Sämmtliche genannten Minister auch Minister v
Canitz und die
befohlenen Herrn gegen ½ 11 Uhr in d. neu
eingerichteten Zim̅ern mit Sr. Majestät. Beim Durchgehn durch
das rothe Zimmer Meldungen des Fürsten Adolph zu
Hohenlohe-Inglfingen und des Oberst-Lieut.
vHeister int. Kom̅andeur des
11.
t Regts., respect aus Schlesien und von
Magdeburg hier angekommen.
Auch S. K. H. der
Prinz von Preußen
war abwechselnd bei Seiner Majestät und in der Halle. Die Minister
ziehen sich zum Theil und einzeln zurück. Von ¼ bis gegen ¾ 12 Uhr eine
Deputation von
Cöln, im Beiseyn
Sr. K. H. des Prinzen von Preußen und eingeführt von dem Ob. Präsidenten
der Rhein-Provinz im rothen Zim̅er vor Seiner Majestät. Ebendaselbst von
¼ 1 bis gegen ¾ 1 die Deputation des
Magistrats und der |
Stadt-Verordneten v.
Berlin
empfangen. Einige derselben - die Gesammtheit schon durch die
gnädigen Worte Seiner Majestät beruhigt - verbleiben bis zur Ankunft des
Minister vBodelschwingh, welcher ihnen das neue Programm der nun
eintretenden Ordnung der Dinge vorließt. Enthusiastische Aeußerungen der
Freude. Der Minister Graf
Arnim ist
zu Seiner Majestät berufen. Der Vivat! auf dem Schloß Platze und der
ausgesprochene Wunsch dem Könige zu danken, veranlassen
Allerhöchstdieselben inzwischen, kurz vor ½ 2 Uhr Sich auf dem Balkon zu
zeigen. Darauf ermahnt Minister v Bodeslchwingh zum ruhigen
Auseinandergehn. Dies fruchtete jedoch nicht. Seine Majestät erschienen
noch mehre[!] Male, zogen sich indeß, der drängenden Arbeiten halber
zurück. Das Volk wurde im̅er ungestümer, offenbar in böswilliger
Absicht, indem die gut Gesinnten, zum Theil Mitglieder der
Schutz-Kommissionen, sie vergeblich vom Eindringen en masse in den
Schloßhof abzuhalten suchten. Alle Ermahnungen blieben fruchtloß.
Endlich mußte Kavallerie und Infanterie vorrücken um den Schloß Platz
frei zu machen. Die Kavallerie hatte dabei das Gewehr nicht aufgenommen.
Leider gingen aber durch Zufall und Mißverständnis 3 Gewehre loß, jedoch
ohne Schaden zu thun. Dies ward ausgebeutet. Es kamen verschiedene
Anträge, im̅er darauf gerichtet: das Militair zurück zu ziehn, denen
natürlich nicht Folge gegeben werden konnte. Nun entstanden Barrikaden.
In der breiten Straße wehte auf einer solchen die 3 farbige Fahne. Die
Truppen blieben ruhig. So ward dinirt. Die Herrschaften, Seine Majestät
und die Kng. Prinzen, wie auch
Prinzeß von
Preußen in der Halle. Die andern verschiedenen
Anwesenden, Befehlshaber der Truppen, Offz. verschiedn Minister u.s.w.
wie die Umgebungen, auch Fürst
Lichnowsky, Fürst
Hohenlohe, Oberstlieut. v
Heister pp, als Eingeladene vorn, im
rothen Zim̅er. Beim Aufheben der Tafel nach
4 Uhr ward von den Barrikaden nach den Truppen auf der langen
Brücke gefeuert. Von diesen ward nun Artillerie vorgebracht, die erste
Barrikade genommen u das Gefecht entspann sich nach u nach auf
verschiedenen Punkten. Der
Gouverneur war, bei dem Heraustreten unter die Menge bei
den |
Vivats am Morgen, so in das Gedränge
gerathen, daß er nicht mehr zum Schloß durchzudringen vermochte und sich
erst nach seiner Wohnung begeben mußte. Seine Schildwachen wurden
angegriffen, die eine getödtet und er gelangte nur mit Mühe ungefährdet
bis in die Wohnung des
Ober-Bürgermeisters im
Fürstenhause. So war er gar nicht mehr aufzufinden und
dem General
vPrittwitz das Kom̅ando
der Truppen übertragen worden. Während des Laufes des Gefechts, bald
nach der Tafel und in Zwischenräumen, Deputationen der Professoren der
Universität, dann des Magistrats
(wobei der Abgeordnete
Schauss,
durch den Affekt, ohnmächtig, und nur mit Mühe, unter eigener Mitwirkung
I. K. H. der Prinzeß von Preußen und ärztlich. Hülfe wieder zu sich
gebracht wurde) u, zuletzt des Bischofs
Neander mit einigen Bürgern. Alle sprechen im̅er vom
Zurückziehn der Truppen und werden, nach Möglichkeit beruhigt und über
die Sach-Lage aufgeklärt. Von der Letzteren ist gefordert das Aufheben
der Barrikaden durch die Bürger selbst zu veranlassen. Falsche und wahre
Nachrichten zeigen sich und es ist nicht möglich etwas bestim̅tes
festzustellen. Der heftigste Widerstand wurde in der breiten und
Brüder-Straße geleistet, wo erst nach längerer Zeit die - während der
Unterhandlungen der Deputationen - mit Muße und größter Solidität
errichteten Barrikaden und die besetzten Häuser überwältigt werden
konnten. Dort sowohl, wie in der Königs-Straße konnte dies nicht ohne
Anwendung von Artillerie bewirkt werden. Etwa gegen 11 Uhr waren die
Truppen Meister[!] bis zum Alexander-Platz, Monbijou, der Kaserne des
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ten Garde-Regiments, der ganzen Linden
der Leipziger Straße und bis jenseits des Cölnischen Marktes. - Um ½ 11
Uhr hatte sich noch der Landrath - Landtags-Deputierte -
vVinke eingestellt um ebenfalls, Seine
Majestät zum Zurückziehn der Truppen zu bewegen. - Besondere Dienste
leisteten:
Verte