Die Bildpolitik des Hofes – vom Staatsporträt zum Bild für jedermann

Bis heute existieren zahlreiche Abbildungen der Monarchen und ihrer Familien sowie der preußischen Residenzen. Während sich diese Darstellungen am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert vorrangig auf Gemälde, aber auch Medaillen beschränkten, kamen im Verlauf des 19. Jahrhundert zunächst mit Lithographie und Photographie und später mit dem Film wirkmächtige neue Medien hinzu, mit denen Inszenierungen der Monarchie und symbolische Aussagen (zunehmend) präzise gesteuert werden konnten. Massenmedien erreichten schließlich viele Untertanen und limitierten das Bild der Monarchie in all ihren Aspekten nicht mehr nur auf exklusive(re) Zirkel. Aus der verborgenen Person des Monarchen wurde in nur wenigen Jahrzehnten eine öffentliche und allgemein visuell bekannte Persönlichkeit.

Bisher ist jedoch kaum bekannt, ob und welchen Einfluss der Hof und der Monarch beispielsweise auf die Auswahl von Motiven, die Produktion und die Verbreitung dieser Darstellungen nahmen und ob sie in ihrer Bildpolitik betont traditionellen oder zunehmend neuen Wegen oder sogar Moden folgten. Auch die Frage nach einem eventuell gesteigerten ikonographischen Aufwand im Kontext der veränderten Stellung des preußischen Königs als deutscher Kaiser muss noch gestellt werden. Gleiches gilt für die Visualisierung der Monarchie mittels Abbildungen des Herrschers sowie seiner Familie, die hinsichtlich ihrer sich möglicherweise wandelnden Funktionen und Wirkung, ihren Umfang und zeitliche Einordnung und eine mögliche zielgerichtete Popularisierung der Herrscherfamilie und eine öffentlichkeitswirksame Inszenierung der Monarchie zu untersuchen sind. Hier ist besonders das Medium Fotographie in die Analyse einzubeziehen.

Der Editionsband vereint schriftliche Quellen, wie Korrespondenzen, Verfügungen oder Berichte, die Beauftragung von Künstlern, Vorgaben seitens des Hofs zu Motiven bzw. Gestaltungselementen sowie Verwendung und Wirkung der geschaffenen Bildnisse thematisieren. Dabei sollen verschiedenste Gattungen für Abbildungen Berücksichtigung finden – Gemälde, Lithographien und Stahlstiche, Photographien, Medaillen, Porzellan und Film. Durch die Verknüpfung mit dem Werke-Register dieser Website können, wo möglich, die schriftlichen Quellen mit visuellen Bezügen ergänzt werden. Parallel dazu wird eine Zusammenstellung preußischer Hofkünstler erstellt, die kontinuierlich wachsen wird.

Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Heft 3, Berlin 1899, S. 39.
Wilhelm II. besucht das Atelier des Malers Adalbert von Kossak im Schloss Monbijou, um das von ihm bestellte Gemälde `Die Schlacht bei Zorndorf` zu besichtigen. In der Begleitung des Kaisers befinden sich der russische Botschafter Nikolai Graf von der Osten-Sacken, Oberstallmeister Ernst August Graf von Wedel, Adolph von Menzel und der Flügeladjutant August von Mackensen.